Brennpunkt Erlenweg 10 - Memmingen

Resümee der Facebook-Gruppe

„Brennpunkt Erlenweg 10 – Memmingen“

Im südöstlichen Teil von Memmingen gelegen, zwischen metallverwertenden Betrieben und in unmittelbarer Nähe zum Gelita-Werk liegt der Erlenweg 10.

Auf der Homepage der Stadt Memmingen als Obdachlosenunterbringung für ortsansässige Personen bezeichnet, in der Bevölkerung als Brennpunkt und Schandfleck aufgrund des katastrophalen Zustandes des Gebäudes bekannt.

Hier leben die Ärmsten der Armen. Verstoßen und vergessen. Zwischen dem ohrenbetäubenden kreischenden Lärm der Metallverwertung, dem teilweise kaum zu ertragenden Gestank des Gelita-Werkes (Entfetten von Knochen/Herstellung von Gelatine).

Dort sterben jährlich 2 – 3 Menschen, deren Tod betroffen macht. Oft noch viel zu jung, in einem Umfeld, das Hoffnungslosigkeit ausstrahlt.

Ohne fließendes Warmwasser auf den Zimmern, mit Gemeinschaftstoilette für mehrere Parteien, einzige Duschgelegenheit nur in einem separaten EG-Raum, der für alle Bewohner genutzt werden muss. Die Wohnungen sind mit Fensterrahmen ausgestattet, von den der Kitt bröckelt, unisoliert, teilweise sind die Türen nicht abschließbar. Die Zimmer sind, wenn überhaupt nur über einen kleinen Kohleofen heizbar.

Etwa 60 Menschen im Alter von 20 bis etwa 70 Jahren leben dort in unwürdigen Wohnverhältnissen. Menschen, denen die Umstände des Lebens diesen Aufenthaltsort verschafft haben. Die durch verschiedenste Schicksale und Lebensprüfungen dort gelandet sind und nun an diesem trostlosen Ort ihr Leben führen. Und NEIN, es leben nicht nur Alkoholiker und Drogenabhängige im Erlenweg 10, einer Adresse, die für Chancenlosigkeit steht.

Durch einen Aufruf auf Facebook wurde ein User zufällig auf die Zustände aufmerksam und gründete daraufhin am 08. März 2020 die Facebook-Gruppe BRENNPUNKT ERLENWEG 10 MEMMINGEN.

Schon damals wurde vom Verein „Notausgang“ im Erdgeschoss des Blockes ein kleines Kaffee betrieben, das den Bewohnern als Treffpunkt und Zusammenkunft dient. Und auch der SKM soll erwähnt werden, der beispielsweise aktuell eine Sozialarbeiterin stellt, die sich um die Sorgen und Nöte der Bewohner kümmert, zu helfen und zu vermitteln versucht und einfach da ist, für Menschen, die sonst kein Gehör bei Behörden oder Ämtern finden.

Durch die Facebook-Gruppe wurden im Laufe des Jahres 2020/2021 einige Aktionen gestartet und erfolgreich durchgeführt. So wurden beispielsweise Anfang Mai ca. 40 Masken an die Bewohner verteilt, um ihnen wieder die täglichen Besorgungen zu ermöglichen.

  • Es wurde eine Waschmaschine besorgt, die im Waschraum die mittlerweile völlig marode und verrostete Maschine ablöst. Insgesamt wurden 2 Maschinen angeschafft.
  • Ein großer Kühlschrank für die Aufbewahrung von gespendeten Lebensmitteln wurde angeschafft.
  • Es wurden kleinere gespendete Elektrogeräte verteilt, wie etwa Mikrowellen, Wasserkocher oder 2-Platten Herde, um auch den Bewohnern in den kleinen (etwa 8 qm) Zimmern die Möglichkeit zu geben, sich eine warme Mahlzeit zuzubereiten.
  • Im Sommer dann die große Spendenaktion, bei der Betten und Matratzen, Kleinmöbel und Sofas für die Bewohner von vielen spendenbereiten Memminger Bürgern abgeholt wurden.
  • Die Küche im Block, die vom Verein „Notausgang“ betrieben wird, wurde mit Geschirr, Gläser, Tassen und Küchenutensilien ausgestattet, Kleiderspenden, Decken und Bettwäsche an die Bewohner verteilt.
  • Nicht zu vergessen, die vierbeinigen Mitbewohner, die durch großzügige Spenden, u. a. auch über den Verein Tiermahlzeit mit Futter (insgesamt 90 Kilogramm), Spielzeug und allerhand Leckereien versorgt wurden.
  • Im September schließlich mehrere Holzanlieferungen durch Memminger Firmen, um Brennholz für den kommenden Winter bereitzustellen.
    Weihnachten wurden Plätzchen von den FB-Mitgliedern gebacken, ein Weihnachtsbaum gespendet.
  • Im Januar dann FFP2 Maken verteilt.

Für alle größeren Projekte konnten wir dabei immer auf einen großen Mercedes-Sprinter eines Memminger Autohauses zurückgreifen, der uns großzügiger Weise jederzeit zur Verfügung steht.

Bereits im August 2020 wurde die Mitgliederzahl von 500 geknackt. Mittlerweile sind es knapp 900 Mitglieder, und davon ein großer Teil, der sich aktiv engagiert.

Durch Corona wurde aber auch die Situation der Menschen im Erlenweg wieder schlechter. Das Kaffee war geschlossen, die warme Mittagsmahlzeit am Donnerstag war nur noch eingeschränkt möglich. Auch die Besuche so mancher Mitglieder, die mittlerweile mit den Bewohnern Freundschaften geschlossen haben, mussten eingeschränkt werden.

Daher war die Freude groß als der Verein „Benachteiligt e.V.“ im Mai 2021 an uns herangetreten ist und uns seine Unterstützung angeboten hat.

Nachdem leider viele Gespräche mit den verantwortlichen Stellen der Stadt ungehört verhallt sind, sich die Zustände vor Ort nicht verbessern, liegt nun unsere Hoffnung darauf, gemeinsam größeres Gehör zu finden und endlich die Situation der Menschen im Erlenweg zu verbessern.

Wir freuen uns auf die gemeinsame Zusammenarbeit!!

(11.05.2021 /tj)

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